Lesotho Bericht 2007
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Kooperation<br />
Katse Botanic Garden / Botanischer Garten München-Nymphenburg<br />
Exkursion 30.12.2009 - 20.01.2010<br />
<strong>Bericht</strong> von A. Gröger, J. Wainwright-Klein, A. Stadlmeyer und Th. Heller<br />
Zeitliche Übersicht der bisherigen Zusammenarbeit<br />
2005 <strong>Lesotho</strong>-Aufenthalt: J. Wainwright-Klein<br />
München-Aufenthalt: B. Ntloko<br />
<strong>2007</strong> <strong>Lesotho</strong>-Aufenthalt: A. Gröger, J. Wainwright-Klein, A. Stadelmeyer<br />
2010 <strong>Lesotho</strong>-Aufenthalt: A. Gröger, J. Wainwright-Klein, A. Stadelmeyer,<br />
Th. Heller<br />
München-Aufenthalt: B. Ntloko<br />
Neben den wechselseitigen Arbeits- und Sammelaufenthalten konnten folgende<br />
Kooperationsziele erreicht werden:<br />
• Publikation eines gemeinsamen Samenkatalogs (seit 2006 jährlich)<br />
• Etikettierung verschiedener Abteilungen in Katse durch München<br />
• Ausbau der Südhemisphärensammlungen in München und am Schachen<br />
• Erstellung einer zweisprachigen Infotafel zur Kooperation Katse-München<br />
Die <strong>Lesotho</strong>-Exkursion 2010 diente wieder vor allem zwei Zielen:<br />
• Katse Botanic Garden in der Planung und Gestaltung ausgewählter<br />
Gartenbereiche aktiv zu unterstützen.<br />
• Auf gemeinsamen Feldexkursionen das Wissen über die Standortverhältnisse<br />
zu erweitern und die Südhemisphärensammlung in München zu bereichern.
Zum aktuellen Aufenthalt in Katse Botanic Garden:<br />
1) Konzeptionelle Arbeiten<br />
Der <strong>2007</strong> entworfene Masterplan wurde diskutiert. Besonders beeindruckend war,<br />
dass die damals von unserer Seite gemachten Vorschläge zur Verbesserung der<br />
Infrastruktur in Katse Botanic Garden so gut wie vollständig umgesetzt wurden:<br />
• Der öffentliche Garteneingang wurde verlegt.<br />
• Im Eingangsbereich wurden ein Besucherparkplatz und ein<br />
Informationszentrum mit Café, Shop und Aussichtsterrasse errichtet.<br />
• Die gärtnerischen Arbeiten konzentrierten sich auf die gemeinsam festgelegte<br />
Kernzone. Der Heilpflanzengarten wurde in die Kernzone verlegt.<br />
• In der Kernzone sind die einzelnen Beete nach verschiedenen<br />
Themenschwerpunkten bepflanzt und mit Informationstafeln bestückt.<br />
Wegweiser erleichtern die Orientierung.<br />
• In der Kernzone dienen kleine Steinbänke als Ruhe- und Aussichtspunkte.<br />
Auf einem Vortrag vor den lokalen Entscheidungsträgern von LHDA (<strong>Lesotho</strong><br />
Highland Development Authority) wurden folgende Empfehlungen für das<br />
weitergehende Vorgehen formuliert:<br />
• Die Zahl der Festangestellten muss von 2 auf 3 erhöht werden. Die Aufgaben<br />
der Festangestellten sollten folgendermaßen verteilt sein:<br />
1. Curator: Management, Öffentlichkeitsarbeit, Pflanzenakquise<br />
2. KBG Horticulturist: Vermehrung, Pflege und Gestaltung in Katse<br />
Botanic Garden<br />
3. Outreach Horticulturist: Etablierung der 'Community Gardens' in den<br />
umliegenden Dörfern<br />
• Stärkung der ökotouristischen Funktion von Katse Botanic Garden<br />
• Dauerhafte Einbindung von Katse Botanic Garden in LHDA<br />
Treffen mit LHDA-Entscheidungsträgern
2) Praktische Arbeiten<br />
Während des aktuellen Aufenthalts sollte gärtnerisches Know-How vor allem in zwei<br />
Bereichen vermittelt werden:<br />
• Vermehrungsmethoden (vor allem vegetative Vermehrung)<br />
Methoden der Stecklingsvermehrung<br />
• Gestaltungsprinzipien (vor allem Felssetzung und Weggestaltung)<br />
Insbesondere für den Eingangsbereich in direkter Umgebung des neu entstandenen<br />
Besucherzentrums wurden Gestaltungsinitialen gesetzt und Planungsskizzen erstellt.<br />
Weggestaltung
Felssetzungsarbeiten am Besucherzentrum
3) Feldexkursionen<br />
<strong>Lesotho</strong> ist ein Hochland mit dem tiefsten Punkt knapp über 1000 m und seiner<br />
höchsten Erhebung bei 3482 m. Zweidrittel des Landes liegen über 1850 m und in<br />
diesem gebirgigen Land, das sehr exponiert ist und vom Wind gepeitscht wird, findet<br />
man Hochmoore und Feuchtgebiete, Ursprünge für die mächtigen Flüsse, die nach<br />
Osten und Westen abfließen. Geologisch gesehen ist <strong>Lesotho</strong> ziemlich einheitlich.<br />
Basalt, aus hervorquellender Lava entstanden, bildet ab 1850m die obere Schicht,<br />
darunter befindet sich Sandstein.<br />
Der Boden über dem Basalt ist sehr fruchtbar, aber mit 30 bis 50 cm nicht besonders<br />
tiefgründig. Ausnahmen sind Schluchten und Täler, in denen sich mehr Erdreich<br />
angesammelt hat.<br />
<strong>Lesotho</strong> ist fast überall beweidet und vielerorts sind Anzeichen von Überweidung zu<br />
beobachten. Selbst durch die Bokong Nature Reserve (a) treiben Hirten zeitweise<br />
ihre Schaf- und Ziegenherden. Dementsprechend überprägt ist die Vegetation<br />
<strong>Lesotho</strong>s, nicht nur in tieferen Lagen. Der höchste von uns besammelte Punkt, auf<br />
3260 m Höhe am Tlaeng Pass (c), war stark beweidet, was zur Dominanz einzelner<br />
vom Weidevieh gemiedenen Arten, wie z. B. Helichrysum trilineatum, führt.<br />
Nur zwei Lokalitäten wurden besammelt, die seit einigen Jahren als unbeweidet<br />
bezeichnet werden können: eine Insel im Katse-Stausee (b) und die durch einen<br />
Zaun abgeriegelte Diamantenmine Letseng (d).<br />
Gesammeltes Pflanzenmaterial<br />
An lebendem Pflanzenmaterial wurden<br />
überwiegend Sämereien und nur in<br />
Ausnahmefällen Stecklinge, Zwiebeln oder<br />
Rhizome gesammelt. Sämereien sind nicht<br />
nur leichter zu transportieren. Die daraus<br />
gezogenen Pflanzen müssen nicht mühsam<br />
auf den Jahreszeitenrhythmus der<br />
Nordhalbkugel umgetaktet werden.<br />
Bei der Aufsammlung von Lebendmaterial<br />
wurde darauf geachtet, dass es sich um Arten<br />
von möglichst feuchten Standorten mit einer<br />
ausreichenden winterlichen<br />
Schneebedeckung handelt. Nur solche Arten<br />
haben eine gewisse Chance mit den doch<br />
deutlich anderen Umweltbedingungen in<br />
München oder im Alpengarten auf dem<br />
Schachen zurechtzukommen.<br />
Gesammeltes Herbarmaterial<br />
Von jeder Aufsammlung wurden zwei<br />
Herbarbelege angefertigt, wovon je ein Beleg<br />
im Nationalherbarium <strong>Lesotho</strong>s in Roma und<br />
ein Beleg für die Botanische Staatssammlung<br />
in München deponiert wurden.
Im Einzelnen wurde folgendes Material gesammelt:<br />
a) Bokong Nature Reserve und Mafika Lisiu Pass (01./03./08.01.2010)<br />
Lebendmaterial:<br />
3-1 Moraea huttonii<br />
5-3 Moraea alpina<br />
5-4 Delosperma sp.<br />
5-5 Helichrysum retortoides<br />
6-1 Helichrysum praecurrens<br />
6-3 Rhodohypoxis rubella<br />
6-4 Hesperantha sp.<br />
6-5 Delosperma sp.<br />
7-1 Helichrysum sp.<br />
8-1 Geum capense<br />
8-16 Rhodohypoxis sp.<br />
19-4 Felicia rosulata<br />
20-1 Kniphofia sp.<br />
Herbarbelege:<br />
3-2 Cymbopogon marginatus<br />
4-1 Glumicalyx montanus<br />
5-1 Wurmbea cf. krausii<br />
5-2 Heliophila rigidiuscula<br />
5-5 Helichrysum retortoides<br />
5-6 Hebenstretia dura<br />
5-7 Gnidia propinqua<br />
6-1 Helichrysum praecurrens<br />
6-2 Limosella capensis<br />
6-6 Helichrysum sp.<br />
7-1 Helichrysum trilineatum<br />
8-2 Helichrysum witbergense<br />
8-3 Glumicalyx nutans<br />
8-4 Zaluzianskya distans<br />
8-5 Hebenstretia dura<br />
8-6 Euryops decumbens<br />
Helichrysum retortoides<br />
Rhodohypoxis rubella<br />
(mit Limosella capensis)
8-7 Senecio cf. dissimulans<br />
8-9 Senecio gramineus<br />
8-10 Helichrysum bellidiastrum<br />
8-11 Macowania sororis<br />
8-12 Glumicalyx flanaganii<br />
8-13 Senecio speciosus<br />
8-14 Eumorphia prostrata<br />
19-1 Diascia cf. capsularis<br />
19-2 Macowania sororis<br />
19-3 Aster erucifolius<br />
20-1 Kniphofia sp.<br />
b) Qiloane Island (10.01.2010)<br />
Lebendmaterial:<br />
21-4 Albuca rupestris<br />
21-5 Berkheya draco<br />
21-6 Cotyledon orbiculare<br />
21-7 Kedrostis capense<br />
21-8 Aloe aristata<br />
Herbarbelege:<br />
21-1 Diospyros austroafricana<br />
21-2 Polygala myrtifolia<br />
21-3 Sutera patriotica<br />
Eumorphia prostrata<br />
c) Mahlasela Ski Resort und Tlaeng Pass (04./05./06.01.2010)<br />
Diospyros austroafricana
Lebendmaterial:<br />
10-1 Helichrysum praecurrens<br />
10-5 Euryops decumbens<br />
12-1 Lotononis galpinii<br />
12-4 Moraea alpina<br />
12-5 Massonia echinata<br />
13-1 Helichrysum praecurrens<br />
14-2 Moraea alpina<br />
14-3 Chrysocoma ciliata<br />
15-4 Ranunculus baurii<br />
Herbarbelege:<br />
9-1 Helichrysum trilineatum<br />
9-2 Ranunculus meyeri<br />
9-3 Rhodohypoxis rubella<br />
9-4 Merxmuellera stereophylla<br />
10-2 Lobelia galpinii<br />
10-4 Felicia uliginosa<br />
10-6 Felicia rosulata<br />
10-7 Cotula paludosa<br />
10-8 Chrysocoma ciliata<br />
10-9 Zaluzianskya capensis<br />
10-10 Cerastium arabidis<br />
12-2 Gnidia propinqua<br />
12-3 Clutia nana<br />
13-2 Helichrysum albobrunneum<br />
13-3 Helichrysum monticola<br />
13-4 Helichrysum bellum<br />
13-5 Craterocapsa tarsodes<br />
14-1 Felicia drakensbergensis<br />
15-1 Dianthus basuticus<br />
15-2 Athrixia angustissima<br />
15-3 Helichrysum aureum<br />
d) Letseng Diamond Mine (07.01.2010)<br />
Lotononis galpinii<br />
Cotula paludosa
Lebendmaterial:<br />
16-2 Ursinia alpina<br />
16-4 Euphorbia natalensis<br />
16-5 Euryops decumbens<br />
17-1 Monocot.<br />
17-5 Gladiolus longicollis<br />
17-7 Hesperantha cf. schelpeana<br />
17-9 Felicia rosulata<br />
17-10 Iridaceae sp.<br />
18-1 Nemesia caerulea<br />
18-2 Eucomis schjffii<br />
18-4 Helichrysum sessilioides<br />
18-11 Senecio sp. (blue)<br />
18-12 Silene sp.<br />
18-13 Gladiolus sp.<br />
18-14 Kniphofia sp.<br />
Herbarbelege:<br />
16-1 Selago flanaganii<br />
16-2 Ursinia alpina<br />
16-3 Jamesbrittenia pristisepala<br />
16-4 Euphorbia natalensis<br />
17-3 Cysticapnos pruinosa<br />
17-4 Crassula papillosa<br />
17-8 Glumicalyx nutans<br />
18-1 Nemesia caerulea<br />
18-4 Helichrysum sessilioides<br />
18-5 Wahlenbergia undulata<br />
18-6 Zaluzianskya capensis<br />
18-7 Zaluzianskya rubrostellata<br />
18-8 Diascia sp.<br />
18-9 Dierama robustum<br />
18-10 Asclepias humilis<br />
Dierama robustum<br />
Gladiolus longicollis
Kap-Exkursion<br />
Im Anschluss an den <strong>Lesotho</strong>-Aufenthalt wurden vom 17.-19.01.10 drei Gärten in der<br />
Kap-Region besichtigt.<br />
a) Kirstenbosch National Botanical Garden<br />
Der größte Botanische Garten Südafrikas liegt in Cape Town am Fuß des<br />
Tafelbergs. Zu ihm zählt, wie in Südafrika üblich, ein Naturreservat. Das Reservat<br />
umfasst 500 ha, der eigentliche Garten 36 ha. Die Sammlungen beschränken sich<br />
fast ausschließlich auf die heimische Flora (darunter zahlreiche Spezialsammlungen,<br />
wie z. B. Erica). Die Gewächshäuser dienen vor allem der Präsentation von Pflanzen<br />
aus Trockengebieten.<br />
Nutzpflanzenabteilung Cycadeen-Sammlung<br />
Erica-Sammlung: Erica regia Erica blenna var. grandiflora<br />
b) Harold Porter National Botanical Garden<br />
Harold Porter National Botanical Garden liegt an der Küste, 100 km östlich von Cape<br />
Town. Er zeichnet sich durch ein sehr bewegtes Relief mit schluchtartigen<br />
Geländeeinschnitten aus, was dem Garten eine natürliche Schönheit verleiht. Im 190<br />
ha große Reservat dominiert vor allem Fynbos-Vegetation, aber es beinhaltet auch<br />
eine beeindruckenden Disa-Schlucht (mit natürlichen Beständen von Disa uniflora).<br />
Die 10 ha Gartenfläche ist in vier Zonen gegliedert: Bergwald, Feuchtgebiete,<br />
Küstendünen und Fynbos.<br />
c) Karroo Desert National Botanical Garden
Im Regenschatten, bei Worcester, liegt eine der größten Sukkulentensammlung<br />
Südafrikas, der Karroo Desert National Botanic. Er umfasst 155 ha, wovon 11 ha<br />
kultivierte Fläche darstellen.<br />
Der Besuch dieser drei Gärten verschaffte uns einen Einblick in die Konzeption<br />
südafrikanischer Botanischer Gärten. Dadurch dass die Gärten in einem engen<br />
Verbund stehen (zentral koordiniert durch das South African National Biodiversity<br />
Institute), wiederholen sich bestimmte Grundstrukturen in angenehmer Weise. So<br />
setzt jeder Garten einen absoluten Schwerpunkt auf die ihn direkt umgebende, native<br />
Flora. Exoten werden so gut wie nicht gezeigt. Jeder Garten besitzt einen sog.<br />
'Water-wise Garden', in dem demonstriert wird, wie man in einem Privatgarten durch<br />
Pflanzung einheimischer Arten den Wasserverbrauch reduzieren kann. Die<br />
Informationstafeln und Etiketten sind in allen Gärten einheitlich gestaltet. Auch an<br />
den architektonischen Elementen in den Gärten (Eingangsbereiche, Besucherzentren,<br />
Restaurants) lässt sich eine zentrale Steuerung erkennen, was den<br />
Botanischen Gärten Südafrikas einen sehr professionellen Eindruck verleiht.