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Halb erforscht. Fosterella albicans.

© MB

PNN-Serie: Pflanze des Monats: Die Stärke der Vielfalt

Über die Weißliche Fosterella und eine unschöne Sache.

Im Botanischen Garten der Uni Potsdam wachsen exotische und heimische Pflanzen. In den PNN stellt Kustos Michael Burkart jeden Monat eine von ihnen vor.

Deutschland hat einen botanischen Garten verloren. Seit dem 1. April – leider kein Aprilscherz – wird der Botanische Garten der Universität Saarbrücken abgewickelt. Der Dachverband der Botanischen Gärten nimmt den Beschluss „mit großem Bedauern und noch größerer Verständnislosigkeit zur Kenntnis“. Treffender kann man es kaum sagen.

Denn die Stärke der botanischen Gärten liegt gerade in ihrer Vielfalt. Sie hat in der Forschung und Lehre der Hochschulen, in der öffentlichen Bildung und Naherholung und auch im Naturschutz regional und global erhebliche Bedeutung. Seit der Konvention von Rio 1992, als die meisten biodiversitätsreichen Länder den Zugang zu ihren Wildpflanzen stark reglementierten, sind die Sammlungen lebender Pflanzen in den botanischen Gärten für die Forschung sogar noch wichtiger geworden.

Der Botanische Garten der Universität Potsdam hält eine Sammlung der Gattung Fosterella, benannt nach dem amerikanischen Botaniker Robert C. Foster. Es handelt sich dabei um eher unscheinbar blühende Arten der Bromelien oder Ananasgewächse aus Lateinamerika. Knapp die Hälfte der rund 30 Arten ist in der Potsdamer Sammlung vertreten, einige in erheblicher Stückzahl mit unterschiedlicher Herkunft – darunter auch zwei Exemplare der Weißlichen Fosterella (Fosterella albicans) aus Bolivien und Argentinien.

Diese Sammlung war unlängst Gegenstand einer vom Garten selbst initiierten Studie der Fotosynthese bei Bromelien. Pflanzen können generell drei chemisch unterschiedliche Wege der Fotosynthese beschreiten, und zwei davon findet man auch bei Bromelien. Insbesondere findet man aber auch Übergangstypen zwischen den beiden Wegen, und diese sind im Unterschied zu den „reinen“ Typen bisher nur wenig erforscht. Dafür benötigt man lebende Pflanzen, im Optimalfall am natürlichen Standort. Aber eine Studie in botanischen Gärten ist viel einfacher an viel mehr Arten realisierbar. Für die genannte Arbeit wurden zusätzlich auch Pflanzen im Botanischen Garten der Uni Göttingen und in der Forschungssammlung der Uni Kassel verwendet. Außerdem waren Forscher vom Institut für Agrartechnik und vom GeoForschungsZentrum, beide Potsdam, aus Kassel, Göttingen sowie von der University of Kansas, USA, beteiligt. Es erwies sich, dass erstaunlich viele Bromelien und speziell Fosterellas Übergangstypen sind, die Weißliche Fosterella allerdings nicht.

Leider kam die Fortsetzung der Studie nun aus Geldmangel zum Erliegen, sodass die Sammlungen der Gärten in Berlin, Frankfurt, Hamburg, Heidelberg, Köln, Magdeburg, München und Zürich vorerst nicht untersucht werden können, und die in Saarbrücken gar nicht mehr. Nebenbei sollte die Arbeit auch als Pionierstudie zur besseren Koordinierung der Sammlungen untereinander dienen, um die gehaltene Vielfalt zu optimieren – hier besteht deutlicher Handlungsbedarf, aber die Finanzierung ist offenbar schwierig. Bleibt zu hoffen, dass sich in absehbarer Zeit ein Geldgeber dafür findet, in Potsdam oder anderswo. 

Michael Burkart

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