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Zum Tode Eddi Arents: Immer komisch, niemals laut

Foto: Nestor Bachmann/ picture-alliance/ dpa/dpaweb

Zum Tode Eddi Arents "Yes, Madame!"

Ob in Wallace-Filmen oder in TV-Spots neben Harald Juhnke: Eddi Arent verfügte über die Kunst der würdevollen Selbstblamage. Keiner widerlegte so nonchalant die Behauptung, die Deutschen hätten keinen Humor. Jetzt ist der leise, begnadete Komiker im Alter von 88 Jahren gestorben.
Von Jan Feddersen

Ein Urteil über die Neuverfilmungen jener Kriminalstücke, die ihn berühmt gemacht und zugleich auf sein Rollenfach festgelegt haben, ersparte er sich. Das musste als Zeichen von Takt und Ton verstanden werden, auf eine gewisse gediegene Enthaltsamkeit, was Schmäh und üble Nachrede anbetrifft.

Nein, Eddi Arent konnte sich nicht ernsthaft auf einen bös-humorigen Film wie "Der Wixxer" einlassen - kein unfreundliches Wort ging über seine Lippen, als man ihn befragte, was er denn so von diesem und anderen Remakes der Edgar-Wallace-Filme aus den fünfziger und sechziger Jahren denke. Arent, am 5. Mai 1925 in Danzig geboren, verstand sich, so sagte er wörtlich, "als Dienstleister".

Er war ein Schauspieler, dessen Job die Ausübung einstudierter Rollen ist - zum Mitquatschen überall und nirgends fühlte er sich nicht berufen. Dienstleister, das hieß für ihn auch: einen Beruf auszuüben, nicht einer Berufung zu folgen. Das war der krasseste Unterschied zu einem Darsteller wie Klaus Kinski - wie Arent populär geworden über die Wallace-Filme, aber stets in Rollen des Düsteren, Irren und Künstlers. Während Kinski Kunst als Entrückung und als persönliche Lizenz zur öffentlichen Entgrenzung (miss-)verstand, blieb Arent, der ewige Diener und Assistent, eben ein Darsteller fremder Rollen.

Der Deutschen liebster Komiker in der zweiten Reihe

Was ihn womöglich am meisten gewundert hat, war, dass er, gerade in den sechziger und siebziger Jahren, der Deutschen liebster Komiker in der zweiten Reihe war. Nein, eine olympische TV- oder Filmgestalt wie Rudi Carrell oder Harald Juhnke, seinem späteren Showkompagnon, war Eddi Arent nicht. Er war die Besetzung für die Nummer sicher, der Mann, den man anheuerte, wenn Komik aus dem Stand gefordert, wenn eine gewisse Belämmertheit in der Performance schlechthin nötig war.

Arent entwickelte seine Fähigkeiten zur Unterhaltung, als er im Krieg für Lebensmittel Schlange zu stehen hatte: Das war seine Gelegenheit, die Meute zu unterhalten. Erste Schritte auf die Bühnen des Professionellen tat er im badischen Blumberg, spielte in Werner Fincks Stuttgarter Kabarett "Mausefalle" und fiel in München schließlich dem "Der Arzt von Stalingrad"-Regisseur Geza von Radvanyi auf. Er bekam eine Rolle seiner ostpreußischen Mundart wegen - ein Ausgemergelter, der aus der kalten Heimat stammt und trotzdem, das mochten die Deutsche, seinen Humor nicht verloren hat.

Arents Kunst der neckischen Geste, der Selbstentblößung bis hin zur ästhetischen Gattung der Selbstblamage auf höchstem Niveau, kam am ehesten in dem Wallace-Streifen "Der Hexer" zum Ausdruck. Er gab dort den Helfershelfer des guten Kriminellen, eben des Hexers, der mit Margot Trooger als Gattin des hexenden Rächers den Butler und Helfer gibt. Niemand konnte so wie Arent "No, Sir!" oder "Yes, Madame!" sagen - die Augen stier, in den Händen einen Bowlerhut.

Ein Nachbar, der zu Scherzen neigt

So einen liebte das Publikum, einen Nachbarn, der zu Scherzen neigt und es alles nicht so ernst nimmt. Der Cineast und ehemalige "Merkur"-Herausgeber Kurt Scheel würdigte Arent schon 1997 auf die gerechteste Weise: "Komische Figur, Assistent des Kommissars oder Butler oder Polizeifotograf, der beim Anblick von Leichen in Ohnmacht fällt und das Vorurteil, die Deutschen seien humorlos, schallend widerlegt."

Seine berufliche Laufbahn weist ihn als Dauerbesetzung aus - in den Siebzigern gern an der Seite des Möchtegern-Las-Vegas-Entertainers Harald Juhnke, mit Grit Boettcher, Gisela Schlüter oder, im ernsteren Fach, angeheuert von Michael Verhoeven für die Verfilmung von George Taboris Erinnerungen in "Mutters Courage" (1995).

In den Neuverfilmungen der Wallace-Filme spielte Arent noch mit - wohl auch der Gagen wegen, vor allem aber, weil die Produzenten ihm klarmachten, dass Remakes ohne diese Figur aus ihren Kindertagen nicht funktionieren würden. So ließ sich, darf man sagen, Arent herab und gab diesen kommerziell durchweg erfolglosen Streifen seinen schauspielerischen Segen - ohne diese Werke je zu loben freilich.

Zu seinem 85. Geburtstag schrieb er an seine Fans noch einen Brief, der um Verständnis dafür bat, dass er seinen Ehrentag nicht in deren Kreise feiern wolle: "Liebe Freunde, ich freue mich sehr über die vielen, lieben Briefe von Ihnen, die mich noch fast täglich zu Dutzenden erreichen. Bitte seid mir nicht böse, wenn ich euch nicht antworten kann. Ihr sollt mich so in Erinnerung behalten, wie ich einmal war. Herzlichst, Euer Eddi Arent."

Das war, als sein Hotel im Schwarzwald längst insolvent gegangen war, als er sich mit seiner Frau in den Bayerischen Wald zurückgezogen hatte und als er begonnen hatte, unter Depressionen und an Demenz zu leiden.

Wie erst jetzt bekannt wurde, ist Eddi Arent am 28. Mai im Alter von 88 Jahren verstorben.

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