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Erfahrungen mit der


Westfälischen Dachsbracke

 

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Erfahrungen mit der Westfälischen Dachsbracke
Von Sabine Middelhaufe

Die ursprüngliche Aufgabe der Westfälischen Dachsbracke war die Laute Jagd auf Niederwild, die in Deutschland aufgrund der Einschränkungen durch das Jagdgesetz und der immer kleiner werdenden Revier nur noch geringe Bedeutung hat.
Deshalb werden Dachsbracken heute vorwiegend bei Stöberjagden auf Hase, Kaninchen und Fuchs eingesetzt, wobei ihre Arbeitsweise hier im qualifizierten Stöbern besteht, (nicht im Brackieren wie vom Jagdgesetz definiert) sowie bei Bewegungsjagden auf Schalenwild und immer öfter auch auf Nachsuchen.
Obwohl durchaus für die Arbeit in der Meute geeignet, wird diese Rasse traditionell als Einzelhund verwendet.
Jäger, die noch nie eine Bracke vorurteilsfrei bei der Arbeit beobachtet haben, begegnen diesem Typ Hund meist mit gemischten Gefühlen; sie überjagen, heisst es, bringen Unruhe ins Revier, sind mehr Störenfried als Helfer...
Ja, wie weit jagen sie denn nun wirklich und wie steht es mit der angeblichen Ungebärdigkeit und kaum zu zügelnden Jagdgier?


Pedro vom Loreleyfelsen.
Foto: Ute Zerfaß
Titelbild: Cito vom Wilden Mann (gen. Chico).
Foto: César Kossmann


Lea vom Kaufunger Wald
. Foto: Susanne Kossmann

Bei der Stöberjagd beispielsweise schnallt der Führer seine Dachsbracke vom Stand, und der Hund beginnt zügig und selbstständig zu suchen. Gut eingearbeitete, jagderfahrene Dachsbracken finden dank ihrer hervorragenden Nase oft auch dort noch Wild, wo Vertreter nicht spezialisierter Rassen versagen.
Hat die Dachsbracke eine frische, d.h. höchstens 10 Minuten alte Fährte gefunden, gibt sie erstmals Laut. Übrigens gilt, dass sie ausschliesslich die frische Fährte stimmlich signalisiert, wodurch sie sich von vielen ausländischen Bracken, die schon auf der Nachtfährte Laut geben, deutlich unterscheidet. Führer, die hinreichend mit ihrem Hund arbeiten, erkennen natürlich an seinem Laut sowohl die gejagte Wildart als auch die Distanz zum betreffenden Stück.
Eine wichtige Qualität der Westfälischen Dachsbracke besteht darin, dass sie der einmal angejagten Fährte beharrlich und entschlossen folgt, statt etwa von einer "schwierigen" Fährte auf die "leichtere" überzuwechseln. Die Hartnäckigkeit und Ausdauer, und natürlich die ausgezeichnete Nase dieses deutschen Niederlaufhundes zeigt sich aber vor allem in wildarmen Gebieten, wo sich manch anderer Hund bald entmutigen liesse.


Pedro vom Loreleyfelsen
und Benno von der Saarschleife.
Foto: Ute Zerfaß


Cito vom Wilden Mann
(gen. Chico).
Foto: César Kossmann

Auf der gewählten Fährte folgt die Dachsbracke dem Stück ruhig, langsam und mit deutlicher Stimme, was für die Schützen den beachtlichen Vorteil hat, dass das Wild ebenfalls recht geruhsam ankommt, sicher angesprochen und zur Strecke gebracht werden kann.
"Bei den großräumigen Stöberjagden," erläutert Brackenführer Ulrich Wagener, "sollte die WDBr in einem Radius von 500 bis 1000 m arbeiten, wenn sie Wild gefunden hat, dieses anhaltend jagen und anschliessend selbstständig zum Führer zurückkehren, um von seinem Stand dann die Arbeit wieder aufzunehmen. Bei kleineren Jagden ist der Radius entsprechend geringer. Ideal ist es, wenn der Hund während des Treibens ca. alle 30 Minuten mal beim Führer vorbei schaut."
Wie lange die Dachsbracke ein Stück jagt, hängt u.a. von ihrer Einarbeitung, Prägung und der im praktischen Jagdbetrieb gesammelten Erfahrungen ab.
"Vor Hunden, die man überwiegend auf den großen Bewegungsjagden einsetzt, werden Stücke auch nach längerer Fährtenarbeit geschossen, und so kommen sie zum Erfolg. Hunde, die hingegen hauptsächlich bei kleineren, räumlich begrenzten Jagden zum Einsatz kommen, merken meist sehr schnell, dass sie weitab vom Führer nie Erfolg haben und werden dann durchaus kürzer jagen."
Die Westfälische Dachsbracke zeichnet sich, so sagen die Experten, durch sehr stark ausgeprägten Finderwillen, grosse Fährtensicherheit, gut dosierte Wildschärfe und enormen Durchhaltewillen aus. Einmal zur Arbeit geschickt, trifft sie ihre Entscheidungen freilich allein. Verliert sie etwa die Fährte, wird sie durch Bogenschlagen, ein angeborenes Verhalten, versuchen, diese wiederzufinden. Gelingt das nicht, sollte sie möglichst zügig zum Führer zurückkommen und von seinem Stand aus eine neue Suche beginnen.


Cato v. Fürstenbogen
.
Foto: Johannes Lang


Erste Arbeit mit dem Fährtenschuh Otti vom Kaufunger Wald (13 Wochen). Foto: Sylvia Dreeskornfeld.

Signalisiert die Dachsbracke durch anhaltenden Standlaut, dass sie irgendwo krankes Wild gestellt hat oder dass sich wehrhaftes Wild, also in der Regel Sauen, nicht in Bewegung bringen lässt, geht der am nächsten befindliche Hundeführer den Stand des Hundes laut rufend an und unterstützt ihn dort zweckmäßig.
Bracken haben grundsätzlich eine gute Dosis Wildschärfe, so auch die Westfälische Dachsbracke, die ihre Schärfe allerdings wohl überlegt einsetzt. Vor allem wenn sie bereits die Erfahrung gemacht hat, dass ihr Führer oder ein anderer Hundeführer sie im Bedarfsfalle unterstützt, stellt sie ein Stück so lange, bis wieder menschliche Unterstützung eintrifft. Es kann also durchaus vorkommen, dass diese kleine Bracke krankes oder wehrhaftes Wild mehrere Stunden stellt.
"Das Einsatzgebiet der WDBrn," unterstreicht Ulrich Wagener, "liegt grundsätzlich in der Arbeit vor dem Schuss (qualifiziertes Stöbern), und insbesondere auf Jagden, bei denen vor allem Rehe bejagt werden. Als Stöberhund eingesetzt, ist die WDBr aber durchaus in der Lage, leichtere Nachsuchen zu meistern. Entsprechend eingearbeitet und gefordert, leistet sie hier hervorragende Arbeit. Damit sich der Hund allerdings spezialisieren kann, braucht er mindestens 40 Nachsucheneinsätze im Jahr. Mit 5 – 10 Nachsuchen jährlich und keinerlei Stöberjagden ist eine WDBr (und andere Bracken) in keiner Weise jagdlich ausgelastet."
Dass sich die Dachsbracke für die Schweissarbeit eignet, bestätigen auch andere Führer, die insbesondere die Ruhe dieser Rasse, Voraussetzung für konzentrierte Arbeit am Riemen, loben und unterstreichen, dass der am letzten Wundbett geschnallte Hund ohne weiteres fähig ist, das Stück so lange zu hetzen bis es sich stellt, und er es dank seiner zuverlässigen Schärfe festmachen oder niederziehen kann.
Alles in allem also wahrlich kein Hund, aus dem man Schauermärchen stricken kann, sondern ein moderner, spezialisierter Gebrauchshund, der sich dank seiner Grösse auch für kleine Reviere bestens eignet.

Vielen Dank an Ulrich Wagener und Sylvia Dreeskornfeld vom Deutschen Bracken Club für ihre fachliche Beratung bei der Erstellung dieses Beitrags.


O-Wurf vom Kaufunger Wald. Foto: Sylvia Dreeskornfeld.

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