Flora Emslandia - Pflanzen im Emsland

Weißwurzen

Polygonum multiflorum, Vielblütige Weißwurz

Habitus der Vielblütigen Weißwurz


Polygonum multiflorum, Vielblütige Weißwurz, Blütenstände

Die Blütenstände der Weißwurzen sind blattachselständig


Polygonum multiflorum, Vielblütige Weißwurz, Blüte von Innen

Blick in eine Blüte


Polygonatum Miller: „Polygonaton" erscheint erstmals im 1. Jh. n. Chr. bei Dioskurides und ist gebildet aus gr. poly = viele und gr. gonatos (Genitiv zu gony = Knie). Exakt übersetzt bedeutet das „der Knie viele" und bezieht sich auf die knotigen Verdickungen entlang des Wurzelstocks, die an Gelenke erinnern. Der Deutsche Name bezieht sich ebenfalls auf die Wurzel und ihre weiße Farbe.

Während Linné die Weißwurzen 1753 noch zu den Maiglöckchen (Convallaria) zählte, stellte Philip Miller ein Jahr später in der 4. Auflage seines Werks Gardeners dictionary and its abridgement die Gattung Polygonatum auf.

Die ausschließlich in der nördlichen gemäßigten Zone vorkommenden Weißwurzen sind ausdauernde Kräuter mit einem langen, knotigen, kriechenden und meist verzweigten Wurzelstock. Der Stängel ist aufrecht oder gebogen und unverzweigt. Die einfachen, ganzrandigen, kurz gestielten oder sitzenden Blätter sind wechselständig, seltener quirl- oder gegenständig angeordnet. Die Spreiten sind elliptisch bis linear.

Die zwittrigen Blüten sind in achselständigen 2- bis 15-blütigen, meist hängenden Rispen oder Trauben angeordnet oder stehen einzeln. Die 6 Blumenblätter sind etwa bis zur Hälfte miteinander verwachsen und bilden eine zylindrische Röhre. Die 6 Staubblätter inserieren in der Kronröhre und ragen nicht aus der Blüte. Der oberständige Fruchtknoten besteht aus 3 verwachsenen Fruchtblättern und trägt einen schlanken Griffel mit kopfiger oder undeutlich 3-lappiger Narbe.

Nach Selbst- oder Insektenbestäubung (Hummeln, Bienen, Schmetterlinge) bilden sich runde, schwarze, dunkelblaue oder rote, bereifte, weiche, süße, giftige Beeren mit 6–24 kugeligen Samen.

Blütenformel:
* [P6 A6] G(3) oberständig

Historische Veröffentlichungen

Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) schrieb, das Polygonaton sei ein Strauch mit lorbeerartigen Blättern. In den Blattachseln ständen weiße Blüten die die Zahl der Blätter übertreffen würde, würde man von der Wurzel an zu zählen beginnen. Die weiße, knotige, dicke Wurzel entferne Flecken im Gesicht und könne Wunden heilen.

Leonhart Fuchs (1501–1566) unterschied eine breite und eine schmale Weißwurz (Polygonatum multiflorum und P. verticillatum). Erstere besitze lorbeerartige Blätter und sei adstringierend wie die Quitte. Zwischen den Blättern wüchsen weiße bis grünliche Blüten, die an lange Glocken erinnerten. Nach dem verblühen würden daraus runde Körner, erst grün, dann schwarz. Die Wurzel sei weiß, lang und knotig. Die zweite Art besitze schmalere Blätter, grünlichere Blüten und eine kleinere Wurzel.

Bedeutung des Artnamens

Interessantes am Rande