Weißwurzen |
Habitus der Vielblütigen Weißwurz
Die Blütenstände der Weißwurzen sind blattachselständig
Blick in eine Blüte
Während Linné die Weißwurzen 1753 noch zu den Maiglöckchen (Convallaria) zählte, stellte Philip Miller ein Jahr später in der 4. Auflage seines Werks Gardeners dictionary and its abridgement die Gattung Polygonatum auf.
Die ausschließlich in der nördlichen gemäßigten Zone vorkommenden Weißwurzen sind ausdauernde Kräuter mit einem langen, knotigen, kriechenden und meist verzweigten Wurzelstock. Der Stängel ist aufrecht oder gebogen und unverzweigt. Die einfachen, ganzrandigen, kurz gestielten oder sitzenden Blätter sind wechselständig, seltener quirl- oder gegenständig angeordnet. Die Spreiten sind elliptisch bis linear.
Die zwittrigen Blüten sind in achselständigen 2- bis 15-blütigen, meist hängenden Rispen oder Trauben angeordnet oder stehen einzeln. Die 6 Blumenblätter sind etwa bis zur Hälfte miteinander verwachsen und bilden eine zylindrische Röhre. Die 6 Staubblätter inserieren in der Kronröhre und ragen nicht aus der Blüte. Der oberständige Fruchtknoten besteht aus 3 verwachsenen Fruchtblättern und trägt einen schlanken Griffel mit kopfiger oder undeutlich 3-lappiger Narbe.
Nach Selbst- oder Insektenbestäubung (Hummeln, Bienen, Schmetterlinge) bilden sich runde, schwarze, dunkelblaue oder rote, bereifte, weiche, süße, giftige Beeren mit 6–24 kugeligen Samen.
Blütenformel: |
* [P6 A6] G(3) oberständig |
Historische Veröffentlichungen
Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) schrieb, das Polygonaton sei ein Strauch mit lorbeerartigen Blättern. In den Blattachseln ständen weiße Blüten die die Zahl der Blätter übertreffen würde, würde man von der Wurzel an zu zählen beginnen. Die weiße, knotige, dicke Wurzel entferne Flecken im Gesicht und könne Wunden heilen.
Leonhart Fuchs (1501–1566) unterschied eine breite und eine schmale Weißwurz (Polygonatum multiflorum und P. verticillatum). Erstere besitze lorbeerartige Blätter und sei adstringierend wie die Quitte. Zwischen den Blättern wüchsen weiße bis grünliche Blüten, die an lange Glocken erinnerten. Nach dem verblühen würden daraus runde Körner, erst grün, dann schwarz. Die Wurzel sei weiß, lang und knotig. Die zweite Art besitze schmalere Blätter, grünlichere Blüten und eine kleinere Wurzel.
Bedeutung des Artnamens
- multiflorus: lat. multiflorus = vielblütig
Interessantes am Rande
Einige Arten lassen sich leicht miteinander kreuzen. Im Pflanzenhandel gibt es deshalb zahlreiche Weißwurz-Hybriden und Sorten, teilweise mit panaschierten Blättern.
Das im Emsland nicht vorkommende Echte Salomonssiegel (Polygonatum odoratum) lässt sich vor allem an der Zahl der Blüten pro Blattachsel (1–2) von der Vielblütigen Weißwurz (Polygonatum multiflorum) (2–5) unterscheiden.
Nicht alle Polygonatum-Arten sind giftig. In China sowie in Nordamerika kommen Arten vor, deren Wurzelstock essbar ist.